Am Donnerstag, 18. Juni 2020, 16.00 – 17.30 Uhr, Zoom Meeting (nur für Mitglieder von United Europe)
Online-Diskussion mit:
Generalleutnant a.D. Ben Hodges, ehemaliger Kommandeur aller US-Streitkräfte in Europa
Anna Wieslander, Direktorin für Nordeuropa, Atlantic Council
Moderation: Ali Aslan (TV-Moderator und Journalist)
Das Sicherheits- und Verteidigungsbündnis zwischen den Vereinigten Staaten und Europa – insbesondere Deutschland –, das einst als unerschütterlich galt, wird unter der Regierung von Präsident Trump immer instabiler. Der kürzlich angekündigte Abzug von fast einem Drittel der in Deutschland stationierten US-Truppen sorgt vielerorts für Erstaunen und Unsicherheit. Der amerikanische Generalleutnant (a.D.) Ben Hodges hat die Rückzugspläne in der Öffentlichkeit scharf kritisiert. Fühlen sich die USA der Sicherheit in Europa noch verpflichtet? Welche Konsequenzen hätte der für diesen Herbst geplante Abzug, auch für die Entwicklung einer europäischen Sicherheits- und Nuklearstrategie, die insbesondere Frankreichs Präsident Macron vorantreiben will?
Im Februar hat Macron einen strategischen Dialog über eine europäische Verteidigungs- und Nuklearfähigkeit vorgeschlagen, nicht um das Bündnis mit der NATO zu ersetzen, sondern um es zu unterstützen. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat den französischen Vorschlag bislang abgelehnt, um das Bündnis durch eine gemeinsame europäische Sicherheitsstrategie nicht weiter zu schwächen. Doch das jüngste Manöver von Trump könnte die Situation ändern.
Auch wenn das Coronavirus Macrons Pläne, eine unabhängigere europäische Verteidigungstruppe aufzubauen, vorerst auf Eis gelegt haben mag, mehren sich die Stimmen, die eine ernsthafte Diskussion über den Zustand der europäischen Truppen und eine europäische Verteidigungsstrategie fordern. Schon vor der Covid-19-Pandemie hat Europa seine Investitionen in Sicherheitskapazitäten als Folge der radikalen Sparmaßnahmen nach der letzten Finanzkrise reduziert. Mit dramatischen Folgen.
Das Finanzierungsdebakel mache Träume von europäischer Autonomie zunichte, sagt die schwedische Verteidigungsexpertin Anna Wieslander: „Die Art und Weise, wie der EU-Verteidigungshaushalt schon vor der Korona-Krise gelaufen ist, selbst beim wichtigsten Projekt der militärischen Mobilität – lassen wir dieses Stück naiver Träumerei hinter uns.“
Wie kann die strategische Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern verstärkt werden? Inwiefern müsste sich die Einstellung der deutschen Öffentlichkeit ändern, um das französische Angebot eines nuklearen Technologietransfers anzunehmen? Kann sich Europa auch in Zukunft ausschließlich auf die NATO und den amerikanischen Nuklearschirm verlassen? Wie stark würde sich die europäische Strategie mit der NATO-Allianz überschneiden und was wären die Konsequenzen? Und welche Rolle spielt die europäische Atommacht Großbritannien nach dem Brexit?
Über unsere Gäste:
Generalleutnant (a.D.) Ben Hodges ist seit Februar 2018 Inhaber des Pershing-Lehrstuhls für Strategische Studien am Center for European Policy Analysis.
General Hodges, geboren in Quincy, Florida, schloss im Mai 1980 sein Studium an der Militärakademie der Vereinigten Staaten ab und wurde in die Infanterie berufen.
Nach seinem ersten Einsatz als Infanterieleutnant in Garlstedt, Deutschland, kommandierte er Infanterieeinheiten auf Kompanie-, Bataillons- und Brigadeebene in der 101. Luftlandedivision, einschließlich des Kommandos des First Brigade Combat Team „Bastogne“ der 101. Luftlandedivision in der Operation IRAQI FREEDOM 2003-2004. Zu seinen weiteren operativen Aufgaben gehören der Einsatzleiter des multinationalen Korps Irak im Rahmen der Operation IRAQI FREEDOM (2005-2006) und der Direktor des Regionalkommandos Süd in Kandahar, Afghanistan (2009-2010).
General Hodges diente auch in einer Reihe von Positionen im Gemeinsamen Stab und im Armeestab, unter anderem als Ausbilder für Taktik, als Chef der Planungsabteilung der 2. Infanteriedivision in Korea, als Adjutant des Obersten Alliierten Befehlshabers Europa, als Stabschef des XVIII. Luftlandekorps, als Direktor der Koordinierungszelle Pakistan-Afghanistan im Gemeinsamen Stab, als Chef der Legislative Liaison für die Armee der Vereinigten Staaten und als Befehlshaber des Alliierten Landkommandos der NATO (Izmir TUR). Zuletzt war er von 2014 bis 2017 als Commanding General, United States Army Europe (Wiesbaden, Deutschland), tätig. Im Januar 2018 schied er aus der US-Armee aus.
Anna Wieslander ist Direktorin für Nordeuropa beim Atlantic Council und gleichzeitig Generalsekretärin des Schwedischen Verteidigungsverbandes. Zudem ist sie Vorsitzende des Instituts für Sicherheits- und Entwicklungspolitik (ISDP) in Stockholm und Mitglied der Königlich-Schwedischen Akademie der Kriegswissenschaften.
Zuvor war Anna Wieslander stellvertretende Direktorin am Schwedischen Institut für Internationale Angelegenheiten (UI). Sie bekleidete Positionen als Leiterin des Sprecherbüros im schwedischen Parlament, Sekretärin des schwedischen Verteidigungsausschusses und stellvertretende Direktorin des schwedischen Verteidigungsministeriums. Sie war auch als Kommunikationsdirektorin im privaten Sektor tätig.
Sie hat ein IB-Examen des United World College of the American West (1987), einen BA-Abschluss in Journalismus von der Universität Göteborg (1990) und einen MA-Abschluss in Politikwissenschaft von der Universität Lund (1995). Sie ist Doktorandin für internationale Beziehungen an der Universität Lund und hat an der Universität von Kalifornien in Berkeley promoviert. 2015 war sie Absolventin des Führungsseminars der Georgetown University und 2018 Absolventin des Höheren Umfassenden Sicherheitskurses der Schwedischen Universität für Verteidigung.
Ali Aslan ist ein international renommierter Fernsehmoderator und Journalist mit über 20 Jahren Erfahrung als Talkshow-Moderator, Nachrichtensprecher, Korrespondent und Moderator. Seine Karriere im Fernsehjournalismus umfasst Arbeiten für CNN, ABC News, Channel News Asia und Deutsche Welle TV. Im Laufe seiner internationalen Karriere hat Aslan mit vielen führenden Persönlichkeiten der Welt Interviews geführt, darunter Angela Merkel, Emmanuel Macron, Justin Trudeau, Bill Clinton, Sergey Lavrov, Christine Lagarde, Henry Kissinger, Madeleine Albright und König Felipe von Spanien. Aslan moderiert regelmäßig bei hochrangigen globalen Konferenzen, u.a. beim Weltwirtschaftsforum, der UN-Generalversammlung, den G20-Gipfeln, den Jahrestagungen der Weltbank und des IWF, der Münchner Sicherheitskonferenz, den NATO-Gipfeln und dem OECD-Forum.