Eine Studie über die unterschätzte Rolle der Messenger-Dienste in Europa
von United Europes Young Professional Advsiors Oliver Behr und Karl Luis Neumann.
Die Menge, die Reichweite und die Schnelligkeit von Fehlinformationen, Verschwörungstheorien oder Fake News, die in der digitalen Welt verbreitet werden, haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Was bedeutet das für die User und unsere Gesellschaften? Entscheidend sind hier die privaten digitalen Kommunikationskanäle wie WhatsApp oder iMessage. Auf diesen Kanälen können Fehlinformationen deutlich effektiver verbreitet werden als auf jedem anderem Kommunikations-Kanal. Bislang waren TV-Programme, Radio-Stationen oder Tageszeitungen wichtige Informationskanäle. Sie alle verfügen über ausgearbeitete Mechanismen zur Überprüfung von Informationen. Redaktionen überprüfen Inhalte und arbeiten daran, Fehlinformationen zu stoppen und unerwünschten Inhalt zu verhindern. Auch Twitter und Facebook verfügen über einen inhärenten Überprüfungsmechanismus, der aber noch nicht ausreichend ist. Nutzer können Inhalte markieren und kommentieren, und seit kurzem unterziehen die Plattform-Anbieter ihre Inhalte einem Faktencheck.
Digitale Instant-Messenger-Dienste wie WhatsApp oder iMessage, über die die Nutzer direkt und privat kommunizieren, verfügen über keinen Überprüfungsmechanismus. Man kann grundsätzlich alles mit seinen Freunden teilen. Mit nur wenigen Klicks leiten die User Fake News und Verschwörungstheorien weiter, die sich in der Folge wie ein Lauffeuer über die WhatsApp-Gruppen verbreiten. Beispiele aus Brasilien und Indien zeigen, wie bei den jüngsten Wahlen die Verbreitung von Fehlinformationen über WhatsApp eine entscheidende Rolle spielten. Bislang haben die Regulierungsbehörden wenig getan, um der Bedrohung zu begegnen, die von privaten Nachrichtenplattformen ausgeht. Jede Gesetzgebung dieser Art ist auf supranationaler Ebene am wirksamsten. Informationen passieren fast augenblicklich die Grenzen und machen nationale Vorschriften überflüssig. Folglich kann es für die Europäische Union eine große Chance sein, dieses Thema gründlich anzugehen. Ähnlich wie bei den GDPR-Datenschutzvorschriften der EU kann Europa erneut eine führende Rolle bei der Festlegung der grundlegenden Regeln und Standards der digitalen Welt übernehmen – zum Nutzen aller.
Der folgende Artikel zielt darauf ab, das Bewusstsein für die dem Thema zugrunde liegende systemische Dynamik und ihre Auswirkungen zu schärfen. Es ist dringend notwendig, dass europäische Politiker handeln und eine Diskussion über die Verbreitung von Fehlinformationen auf privaten Nachrichtenplattformen anstoßen!
Die Studie war Teil der „2020 Map the System Challenge“ der Universität Oxford, wo sie als eines der 32 besten Projekte von insgesamt 3.500 Projekten eingestuft wurde.
Lesen Sie den Artikel von Oliver Behr und Karl Luis Neumann auf Englisch hier.