Unsere heutige Zeit ist geprägt von tiefgreifender Transformation, exponentialer Entwicklung und grundlegendem Wandel. Vor allem die digitale Transformation durch Technologisierung nimmt eine dominierende Stellung ein. Sie erfasst alle Lebensbereiche und macht auch vor dem Finanzsektor und der Währung nicht halt. Im Grunde gibt es „elektronische Währungen“ schon seit geraumer Zeit, denken wir nur an den internationalen Zahlungsverkehr der Banken und Begriffe wie „Giralgeld“, die auch eine zusätzliche Geldschöpfung ermöglichen. Die Währung spielt eine zentrale Rolle als Lebenselixir für wirtschaftliche Transaktionen und erleichtert den Austausch von Waren, Dienstleistungen und Ressourcen. Sie fungiert als universell akzeptiertes Tauschmittels, das über Tauschsysteme hinausgeht und effizienten Handel auf globaler Ebene ermöglicht. In der Tat bildet die Währung das Rückgrat unserer wirtschaftlichen Infrastruktur.
In jüngster Zeit steht die Einführung des digitalen Euros, im Fokus zahlreicher Diskussionen und Analysen innerhalb der Europäischen Union. Der digitale Euro stellt einen Fortschritt im Bereich der Währung und Finanzen dar. Im Gegensatz zu physischen Banknoten und Münzen würde der digitale Euro ausschließlich in digitaler Form existieren und in elektronischen Geldbörsen und Konten gespeichert werden.
Durch die Integration modernster Technologien wie die Blockchain oder Distributed-Ledger-Technologie verspricht der digitale Euro sichere und transparente Transaktionen zu gewährleisten. Er öffnet eine neue Grenze in der Entwicklung moderner Währungen und könnte sogar mit programmierbaren Funktionen ausgestattet werden, die intelligente Verträge und automatisierte Zahlungen ermöglichen.
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft und des Finanzsektors wird der Schritt zum digitalen Euro als notwendig erachtet, um eine effiziente und sichere Bewältigung dieser Entwicklung zu gewährleisten. Der digitale Euro soll die Vorteile des Euros als stabile Währung nutzen und gleichzeitig Verbrauchern und Unternehmen eine schnelle, sichere und kostengünstige Zahlungsmethode bieten.
Besondere Aufmerksamkeit gilt der Zahlungssicherheit bei der Einführung des digitalen Euros. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt an, dass die digitale Währung mindestens genauso sicher ist wie der physische Euro. Hierzu wird der digitale Euro auf einer sicheren Infrastruktur aufgebaut und mit fortschrittlichen Sicherheitsmaßnahmen ausgestattet, um Manipulation und Betrug zu verhindern. Die Blockchain-Technologie oder Distributed-Ledger-Technologie bieten revolutionäre Sicherheitssysteme, die dazu beitragen können, die Zahlungssicherheit innerhalb der Europäischen Union zu erhöhen und grenzüberschreitende Transaktionen zu vereinfachen. Dies könnte auch den Einsatz von Kryptowährungen wie Bitcoin und anderen virtuellen Währungen reduzieren, die oft mit betrügerischen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden.
Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und mögliche Schwierigkeiten bei der Einführung des digitalen Euros. Eine mögliche Folge könnte eine zunehmende Abhängigkeit von digitalen Zahlungen und damit verbundener Infrastruktur sein. Eine gezielte, aber auch ungezielte Störung des elektronischen Zahlungsverkehrs, durch z.B. Cyberangriffe, Betriebsstörungen oder Naturkatastrophen, könnte in diesem Fall schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Verbraucher haben. Dies würde ein Risiko für die finanzielle Stabilität darstellen und das Vertrauen in die digitale Währung untergraben. Zudem steht oft die Nachvollziehbarkeit von Transaktionen und die damit eingeschränkte Privatsphäre in der Kritik, da einige Verbraucher Bedenken hinsichtlich der Überwachung ihrer Transaktionen durch Regierungen haben. Zudem hat der Russland-Ukraine Kriege den Blick auf intensive wirtschaftliche Verflechtung verändert, wie Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, in einem Vortrag, der an der Andrássy-Universität Budapest anmerkte. Handel sei kein Garant für Frieden mehr und zu große Abhängigkeiten, auch und gerade mit Blick auf kritische Infrastrukturen, könnten erhebliche Probleme mit sich bringen.
Trotz dieser potenziellen Herausforderungen wird der digitale Euro voraussichtlich zahlreiche Vorteile bringen, darunter vor allem die Reduzierung von Transaktionskosten und wie bereits angemerkt die Erleichterung von grenzüberschreitenden Zahlungen. Seit dem Start der “Investigation Phase” im Oktober 2021 hat sich bereits viel getan und das Ziel und die Standards eines digitalen Euro wurden weiter ausgearbeitet. Die diesjährigen Ziele für 2023 umfassen die Entwicklung von Kompensationsmodellen, den Zugang zum digitalen Euro-Ökosystem, die Ergebnisse von Prototypen, den Abschluss der Nutzeranforderungen, sowie Vorbereitungen für die Projektrealisierungsphase. Zusätzlich wird eine Entscheidungsvorlage mit Ratschlägen zur möglichen Ausgabe, Gestaltung und Umsetzung des digitalen Euro erstellt. Im Oktober 2023 steht der nächste Meilenstein an, nämlich ein Beschluss des EZB-Rates über die mögliche Einleitung der nächsten Phase. In der nächsten Phase würde die EZB die technischen Lösungen und Geschäftsvereinbarungen weiterentwickeln und testen. Ein möglicher Beschluss des EZB-Rates zur Ausgabe eines digitalen Euro würde erst nach Verabschiedung des Rechtsakts gefasst.
Insgesamt wird der digitale Euro voraussichtlich ein wichtiger Schritt in Richtung einer digitalisierten Wirtschaft und einer sicheren Zahlungsumgebung sein. Er wird eine neue Ära der digitalen Transformation einläuten und eine Vielzahl von Vorteilen und Möglichkeiten bieten. Die Effizienz des digitalen Euro würde die Art und Weise, wie wir Finanztransaktionen abwickeln, revolutionieren und unsere täglichen Interaktionen reibungsloser und leichter zugänglich machen, indem moderne Technologien zum Einsatz kommen. Dies bietet das Potential für weitere programmierbare Funktionen und intelligente Verträge, die eine Vielzahl von Möglichkeiten für Finanzinnovationen und Automatisierung bieten. Angesichts der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung der Welt ist der digitale Euro ein zukunftsweisender und unverzichtbarer Schritt hin zu einer integrativeren, effizienteren und widerstandsfähigeren finanziellen Zukunft. Allerdings muss die EZB sicherstellen, dass der digitale Euro sicher, zuverlässig und für alle Beteiligten von Vorteil ist. Die Einführung des digitalen Euros erfordert daher sorgfältige Planung und Überwachung, um sicherzustellen, dass alle Risiken minimiert und alle Vorteile genutzt werden.
Letztlich sollte die Einführung des digitalen Euro in mindestens zwei Phasen erfolgen, um seinen doppelten Fokus gerecht zu werden. In der ersten Phase müssen die unmittelbaren Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, Bankensysteme und deren Geschäftsmodelle sorgfältig bewertet und gesteuert werden. Die Einführung des digitalen Euros könnte zu einem veränderten Finanzverhalten führen und die Dynamik der Geldverwaltung und der Anlagestrategien verändern. Banken und Finanzinstitute müssen möglicherweise ihre Dienstleistungen und ihre Infrastruktur anpassen, um der neuen digitalen Währung gerecht zu werden. Gleichzeitig muss sich die zweite Phase darauf konzentrieren, die umfassenderen Auswirkungen auf Finanztransaktionen zu verstehen, an denen Nicht-Finanzunternehmen, Regierungen und Haushalte beteiligt sind. Die Einführung der digitalen Währung wird die Art und Weise, wie Transaktionen sektorübergreifend stattfinden, verändern und neue Zahlungsmethoden und Geschäftsmodelle einführen. Die Nicht-Finanzindustrie wird den digitalen Euro in ihre Abläufe integrieren müssen, während die Regierungen sich mit den regulatorischen und rechtlichen Auswirkungen befassen müssen.
Wir möchten dem Autor, Fabio De Santis Gomez, für seine Teilnahme am United Europe Mentoring Program (class 2022/23) herzlich danken.