“How to tell the EU’s Story” war das Thema unseres 14. Young Professionals Seminars (YPS), das vom 8. – 9. Juni im wunderschönen Nizza, Frankreich, stattfand.
Anlass für das Seminar war ein Alumni-Meeting im Oktober 2017 in Helsinki, bei dem die Idee entstand, zu „How to Tell the EU Story“ ein YPS zu veranstalten. Damals setzten sich die Alumni mit folgender Problemlage auseinander: Durch die Veröffentlichung fast ausschließlich negativer Nachrichten und Geschichten rund um die Europäische Union sind auch die Medien für die zunehmend schlechte Situation verantwortlich. Soziale Medien, die Nachrichten und Kommentare in einer inflationären Weise multiplizieren, geben den Nutzern zusätzlich den Eindruck, dass es äußerst schlecht um Europa bestellt ist. Es muss doch möglich sein, auch positive Geschichten über Europa zu erzählen. Können wir als Team eine Geschichte über Europa erzählen, die unseren eigenen Zielen dient? Damit war die Idee des YPS in Nizza geboren.
Kooperationspartner waren das Deutsch-Französische Kulturzentrum in Nizza (CCFA), das uns seine Räume zur Verfügung stellte, und das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Köln (IfM), dessen Gründer und Direktor Lutz Hachmeister das Seminar begleitete. Finanziell unterstützt wurde das Seminar von Airbus.
Ziel des Workshops war es herauszufinden, welche Ansichten die Teilnehmer über Europa haben und welche kreativen Ideen sie zu neuen Formaten entwickeln können, um positive Geschichte und Assoziationen rund um die EU zu erzählen. Am Ende des Tages sollten die Teilnehmer auch einen besseren, intensiveren Zugang zu ihrer eigenen Kreativität entwickeln, um diese im Idealfall auch im Berufsleben nutzen können.
Während der zwei kurzen Tage, die mit einem straffen Programm gefüllt waren, erhielten die 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 12 Ländern Einblicke in die Kunst des Storytellings und produzierten vier Formate, die die EU jeweils aus einem anderen Blickwinkel erzählen.
Erste Inputs erhielt die Gruppe von Tobias Bütow, Präsident des CCFA, und dem Medienforscher, Filmemacher, Buchautor und Direktor des IfM Lutz Hachmeister, der eine Einführung in die Techniken und Tricks interessant und spannend gestalteter Stories gab.
Eine kleine Einführung in die Grundlagen des Storytellings von United-Europe-Geschäftsführerinnen Sabine Sasse und Julia Reuss sollte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die wichtigsten Fragen und Grundsätze für gelungene Geschichten sensibilisieren.
Verknüpft mit der Idee, dass die EU und Europa viele positive, überraschende und spannende Geschichten bieten, hatten die jungen Europäer bereits im Vorfeld des Seminars die Aufgabe erhalten, Ideen für Inhalte und Formate zu erarbeiten, in denen sie und ihre eigene, persönliche europäische Geschichte im Mittelpunkt stehen.
Diese Ideen wurden zum Anfang des Seminars von jedem einzelnen selbst vorgestellt. Die Präsentationen zeigten eine Vielfalt von Formaten und Ideen, die schon zu Beginn die Kreativität und die Lust der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an Europa verdeutlichten. Aus den unterschiedlichen Ideen wurden vier ausgewählt und Gruppen dazu gegründet, die an diesen Ideen weiterarbeiten und ein präsentierbares Produkt daraus erstellen wollten.
Zunächst lernten die frisch gebildeten Gruppen, wie sie ihre individuellen Ideen, also ihre persönliche EU-Story, fokussieren und miteinander zu einem stringenten Inhalt verbinden können. Für den Rest des Tages stand der Inhalt, der Content für die vier Projekte im Vordergrund. Am Abend gab Lutz Hachmeister, der bereits mehrere Dokumentarfilme über die französische Riviera gedreht hat und gerade an einem Buch über die Geschichte dieser Region arbeitet, anhand von Ausschnitten aus seinen Filmen eine spannende Lektion über die besondere Europäische Historie der Cote d’Azur.
Am Folgetag wurde sich dann mit der Frage beschäftigt, mit welchen Formaten und auf welchen Kanälen die entwickelten Stories am effektivsten medial umgesetzt werden können.
Am Ende des zweiten Seminartages präsentierten die vier Gruppen ihre wunderbaren medialen Produkte.
ERGEBNISSE
Lucian’s Podcast
Lucian Balanuta ist ein versierter Radiojournalist aus Iasi in Rumänien. Die Zusammensetzung seiner Gruppe, die mit Theresa Petrausch, PhD-Studentin aus Nürnberg, Constantin von Rex, Leiter des Kreditversicherungsdienstes bei einer großen Versicherung, und René Okle, Produktmanager in einem Unternehmen für Oberflächentechnik, komplett aus Deutschen bestand, bestätigte geradezu, dass sich Podcasts in Deutschland einer enorm wachsenden Beliebtheit erfreuen. Die vier produzierten einen beeindruckenden Podcast, der Lucians Bewerbung für das YPS, die Reise nach Nizza und die Begegnung mit den vielen unterschiedlichen Leuten hier thematisierte. Zentraler Inhalt war die positive und bereichernde Erfahrung, ein Wochenende lang mit fast 20 anderen jungen Europäern aus verschiedenen Ländern und sehr unterschiedlichen sozialen und beruflichen Hintergründen über Europa zu diskutieren und gleichzeitig kreative und pro-europäische Projekte zu erarbeiten. Lucians Team gab mit dem mitreißenden Podcast ein sehr schönes, stimmiges Bild über die positiven und bereichernden Erfahrungen wieder, die im Zuge des YPS gesammelt wurden.
Lucians Podcast können Sie hier anhören:
Vanessa’s Game
Vanessa Bianchi kommt aus Italien und arbeitet im Europäischen Parlament als Assistentin des Vorsitzenden der Haushaltskommission. Die Idee für ihr Projekt basiert auf der Idee, sich spielerisch und unterhaltsam über Europa zu informieren. Gemeinsam mit ihrer Gruppe – u.a. Mariam Symonova, einer Künstlerin aus der Ukraine, Nicole Tschauder, Mathematikerin und Datenwissenschaftlerin bei einem großen Software-Unternehmen, und Tamar (Tako) Svanidze, Journalistin aus Georgien – produzierte sie verschiedene spielerische Formen wie Richtig/Falsch-Episoden, die Fake-News über Europa entlarven; Fotos von EU und nicht EU-Ländern, die bildlich den europäischen Wohlstand verdeutlichen oder kleine Quiz-Fragen, die über positive Fakten informieren. Als Channel schlug die Gruppe eine App für mobile Endgeräte oder alternativ einen täglichen Mail-Newsletter in Form eines „daily bite of Europe“ vor. Aber natürlich könnte man so ein Spiel auch ganz traditionell und analog mit Karten produzieren.
Vanessas Game finden Sie hier: #WakeEUup – EU or not EU – That is the Question
Hermanni’s School Project
Hermanni Vanha-Jaakkola aus Finnland ist ein begeisterter Europäer, der vor allem in seiner Studienzeit persönlich viel von Europa profitiert hat. Seine Projektidee basiert auf der Tatsache, dass für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren Europa und seine Vorzüge noch relativ abstrakt erscheinen. Um jungen Menschen dieser Altersgruppe Europa näher zu bringen, hat Hermanni gemeinsam mit seinem Team –Miháli Szábo, researcher und country director aus Ungarn, Martin Pulpitel, Gründer und CEO eines großen tschechischen Start-Ups und Ivana Kurevija aus Kroatien, die im Bereich Change Management & Personalentwicklung für eine große Beratungsfirma arbeitet – seine Idee zu einem Schulprojekt entwickelt. Ziel ist es, durch einen kurzen, lebendigen Vortrag Schüler für Europa zu begeistern. Erfahrungsgemäß funktioniert das am besten, wenn dies anhand einer persönlichen Geschichte illustriert wird. Hermanni stellt sich vor, dass beispielsweise ein Student, der durch Reisen, Erasmusprogramme oder Seminare bereits Europaerfahrung sammeln durfte, an seine Schule zurückkehrt und bildlich und einfach darüber berichtet. Hermanni und seine Gruppe zeigten sich bei ihrer Demonstration äußerst kreativ und schilderten sehr lebendig und mitreißend ihre persönliche Europageschichte. Dazu kreierten sie eine fiktive Facebook-Fanpage mit mehreren Beispielgeschichten und Millionen von Followern. In der Umsetzung – so wurde mit einem zwinkernden Auge beschlossen – würde man aber nicht Facebook nutzen, sondern das leider noch nicht erfundene europäische Netzwerk Euroface.
Die Präsentation von Hermanni und seiner Gruppe finden Sie hier: YP Nice Hermanni Vanha-Jaakkola presentation
Silja’s Social Media Video Campaign
Silja Raunio ist eine junge finnische Journalistin, die auf Radio, junges Publikum und die Produktion von Social Media spezialisiert ist. Gemeinsam mit ihren fünf Mitstreiterinnen und Mitstreitern – Daniela Cerna aus Tschechien, die als Marketingexpertin bei einem großen deutschen Unternehmen arbeitet, Wiktoria Nycz, Projekt- und Communitymanagerin aus Polen, Kasia Kacprzak, Versicherungsmaklerin in einer großen internationalen Versicherungsmaklerfirma in Polen, Christine Bunte, Industry Advocacy im Brüsseler Büro eines großen deutschen Unternehmens, sowie dem slowakischen investigativen Journalisten Martin Turcek – schaffte sie es, mit einfachsten Mitteln einen richtigen Videofilm zu drehen. Protagonisten waren fiktive Charaktere, die sie auf den Straßen von Nizza zu deren positiven Europa-Erlebnissen befragte. Heraus kam ein sehr ehrlicher und bunter Film, der die individuellen Vorzüge Europas wunderbar illustriert.
Siljas Videokampagne finden Sie hier.
RESÜMEE
Es war erstaunlich, auf welchem Niveau es alle Gruppen geschafft haben, in relativ kurzer Zeit und mit nur sehr beschränkten technischen Mitteln ihre Projektideen zu realisieren. Herausgekommen sind ebenso humorvolle wie interessante und kreative Vorschläge, um das Thema EU und Europa auf verschiedene Arten einer breiten Öffentlichkeit positiv zu vermitteln: sei es journalistisch, sei es spielerisch oder pädagogisch. Perfekte Ergebnisse waren nicht das Ziel und in der kurzen Zeit auch nicht erwartbar. Ziel war es, die kreativen Muskeln der jungen Berufstätigen herauszufordern und sie zu motivieren, sich anders und fernab der üblichen Berichterstattung und öffentlichen Meinung mit der EU zu beschäftigen und neue neue Sichtweisen auf Europa und die EU zu erhalten. Die anspruchsvolle Herausforderung der Aufgabenstellung und die Diversität der Teilnehmer, die alle unterschiedlichen Perspektiven auf Europa haben, halfen dabei.
Am Ende des Seminars reisten alle mit der Überzeugung ab, dass Europa unzählige positive Geschichten bereithält. Es ist wert darüber zu berichten. Denn es sind spannende, rührende und interessante Geschichten, die jeden Tag in Europa geschrieben werden. Medien, die Politik und auch die EU Kommission scheinen im Alltag den Fokus häufig auf die kritischen und negativen Aspekte von Europa zu richten. Ein neueres Pathos für Europa kann aber nur entstehen, wenn wir die positiven Errungenschaften und die damit verbundenen unzähligen, schönen, individuellen Geschichten über Europa hören, lesen, sehen und beschreiben.
Mit dem Seminar haben wir einen ersten Schritt getan, dass und wie man die Geschichte der EU anders erzählen kann. Erste kleine Projektideen sind entstanden, und vielleicht wird aus dem einen oder anderen ja etwas Größeres. Wir als United Europe werden die Entwicklung verfolgen und unterstützen.
STIMMEN UNSERER KOOPERATIONSPARTNER
Tobias Bütow: „Die Gründergeneration Europas der Nachkriegszeit unterscheidet sich radikal von der nachwachsenden Generation im Jahr 2018. Es ist unsere Aufgabe – ob an der Mittelmeer-Küste, in der Ukraine oder in Skandinavien – die Jugend für Europa zu begeistern. Mobilität, interkulturelle Kompetenz und Team-Engagement sind hierfür entscheidend. Im 21. Jahrhundert endet Lernen nicht im Klassenzimmer oder im Hörsaal, es bleibt eine lebenslange Herausforderung. Junge Profis aus ganz Europa zu vernetzen ist ein wirkungsorientierter Weg, die Zukunft Europas zeitgemäß, innovativ und friedlich zu gestalten. United Europe lebt diesen Gedanken – wir hoffen auf viele, gemeinsame Zukunftsprojekte.“
Lutz Hachmeister: „Die Farben der Côte d’Azur und die köstliche Cuisine Niçoise zu genießen und vor allem mit inspirierenden jungen Europäern zu diskutieren – diese Erfahrung sollte unbedingt fortgesetzt werden. Das IfM wäre stolz, auch im nächsten Jahr wieder Partner zu sein!“
FEEDBACK UNSERER TEILNEHMERINNEN UND TEILNEHMER
„Es war eine wahre Freude, am YPS teilzunehmen! Danke, dass Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, Mitglied einer solch inspirierenden Gruppe zu sein, und danke nochmals für die perfekte Organisation. Es war unvergesslich :)“
„Geniale Möglichkeit für Networking.“
„Ihre Arbeit ist sehr wichtig!“ Wir müssen für die EU kämpfen.“
„Ich habe diesen Schmelztiegel von Menschen wirklich genossen und so unterschiedliche, persönliche Geschichten (und eine tolle Stadt) zu erleben!“
„Tolle Idee, macht weiter so ?!“
„Dieses Seminar war eine erstaunliche Erfahrung.“
„Ihr habt wirklich eine außergewöhnliche Gruppe von jungen Menschen zusammengebracht. Habe die Zeit sehr genossen.“
„Der Inhalt, die Gastvorträge, das Hören über verschiedene europäische Aspekte. Die Menschen sind sehr innovativ und inspirierend. Wir haben große Innovationen und Netzwerke erschaffen.“
Mehr Informationen über unsere Young Professionals Seminare finden Sie hier.