Vom 5. bis 6. April 2019 fand das 15. Young Professionals Seminar zum Thema “Human and Artificial Intelligence” in Cambridge, in Zusammenarbeit mit dem Department of Engineering statt. Thematisch wurde zwei Tage mit Experten zu der Frage diskutiert, wie sich künstliche Intelligenz auf die Arbeit und das Leben des Menschen auswirkt.
Prof. Dr. Tim Mishall stellte sein Institute of Manufacturing (IfM) vor, das Ingenieure auf die 4. industrielle Revolution vorbereitet und sich mit IKT- und Life-Science-Innovationen befasst. Das IfM unterstützt zugleich Startups aus den Bereichen AI und Lifescience. In Cambridge sind derzeit rund 1.200 Technologieunternehmen ansässig.
Dr. Thomas Bohné präsentierte den Status Quo der KI-Forschung in Europa und den USA und zeigte aktuelle Beispiele aus der Forschung des IfMs. Dr. Bohné erklärte, dass die EU trotz immenser Wissens- und Talentpotenziale bei einigen wichtigen technologischen Entwicklungen weit hinter Ländern wie China und den USA zurückbliebe. Darüber hinaus sei es wichtig stärker darüber nachzudenken, wie man die Technologie effektiv zum Wohle der Gesellschaft einsetzen kann.
Dr. Karina Vold vom Leverhulme Centre for the Future of Intelligence hielt einen Vortrag darüber, wie Technologie die menschlichen Fähigkeiten erweitern kann und präsentierte kognitive Werkzeuge, die in der KI Forschung eingesetzt werden. Dr. Vold stellte die Frage: “Was wäre, wenn KI ein Teil von Ihnen wäre?”, um die Ethik, das Risiko, die Auswirkungen und die Verantwortlichkeiten der von der KI geschaffenen Entscheidungsschleifen zu verdeutlichen. Darüber hinaus wurde auch die Frage gestellt, wer Zugang zur Nutzung von KI haben sollte. Dr. Vold endete ihren Vortrag mit der Frage, wie man mit der Tatsache umgehen kann, dass die Al-Kultur neue Wörter, Konzepte und Ideen hervorbringt: Der Computer als Mittel zur Veränderung und Erweiterung des menschlichen Denkens.
Jake Elwes, ein unabhängiger Künstler aus London, stellte vor, wie KI-Technologie und Big Data derzeit von Künstlern genutzt werden und neue Kunstformen schafft. Er präsentierte eine Reihe von beeindruckenden Beispielen, in denen bis zu 40.000 digitale Bilder über Suchmaschinen generiert und übereinandergelegt werden.
Der Philosoph und Politiker Korbinian Rüger von der Oxford University sprach über Ethik und KI und darüber, welche Veränderungen sich ergeben, wenn Nicht-Menschen als potenzielle moralische Akteure in den Kommunikationsraum eintreten. Er unterscheidet zwischen der handhabbaren domänenspezifischen KI-Technologie und der künstlichen allgemeinen Intelligenz, die für den Menschen ohne eine dahinterstehende Moraltheorie schwer zu bewältigen ist. Die Entwicklung dieser Technologien kann sowohl positiv als auch negativ oder beängstigend sein. Auf der einen Seite sorgt die Automatisierung der von Robotern und künstlicher Intelligenz unterstützten Arbeit für höhere Produktivität, Wirtschaftswachstum sowie mehr Sicherheit und Komfort. Diese Technologien werfen jedoch auch komplizierte Fragen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Fähigkeiten, Löhne und die Art der Arbeit auf. Es ist daher ein dringendes Thema unserer Zeit und von größter Bedeutung, darüber nachzudenken.
Die Young Professionals arbeiteten nach den Vorträgen der Experten in Gruppen an den Fragen, welche menschlichen Fähigkeiten nicht durch Technologie ergänzt werden sollten, wie intelligente Exoskelette die Handarbeit unterstützen, wie digitale Zwillinge die menschliche Produktivität verbessern können und wie die menschliche Entscheidungsfindung im digitalen Bereich unterstützt werden kann. Am zweiten Seminartag ging es unter anderem um die Frage, wie wir KI dazu bringen können, das zu tun, was wir wollen? Wie können wir algorithmische Verzerrungen über den inneren Wert der Arbeit vermeiden?
Neue Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotik und Virtual Reality dürften in den nächsten Jahren zu den wichtigsten Innovationsthemen gehören und unser Leben und die Art der Arbeit wesentlich verändern. Trotz einer Vielzahl von Forschungs- und Innovationsprojekten liegt die EU im Vergleich hinter Ländern wie China und den USA. Wenn Europa nicht nur Zuschauer, sondern Technologieführer sein will, muss es seine Ressourcen strategisch noch besser einsetzen.
Wir danken Prof. Tim Minshall, Dr. Thomas Bohné, ihrem Team und dem IfM für die Betreuung und die tolle Unterstützung!