Am 17. und 18. Oktober 2019 fand im schönen Lissabon das 16. Young Professionals Seminar von United Europe zum Thema „How to strengthen the Eurozone” statt. In Zusammenarbeit mit der Universität Lusíada hatte United Europe 21 europäische Nachwuchstalente aus 14 Ländern (Armenien, Österreich, Bosnien-Herzegowina, Finnland, Georgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Spanien, Serbien, Ukraine) und verschiedenen Professionen nach Lissabon eingeladen, um den aktuellen Stand der Eurozone zu diskutieren und zu definieren, was notwendig ist, um sie stabil zu halten.
Bereits im Vorfeld des Seminars hatten wir vier Working Sessions zu folgenden Themen gebildet:
1. Institutionelle, politische und parteiische Aspekte der Europäischen Union
2. Beziehungen zwischen der EU, den USA und dem Rest der Welt und die Besonderheiten der NATO-Verbindung
3. Die aktuelle Situation der Eurozone, die Rolle der Europäischen Zentralbank und die Pläne für eine weitere Vertiefung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
4. Portugals Lehren aus zwei Jahrzehnten WWU-Beteiligung: Der Boom, der Einbruch und die schwache Erholung
Am Morgen des 17. Oktober wurden die Teilnehmer herzlich von den Professoren und Mitarbeitern der Universität Lusíada im Auditorium 1 begrüßt.
Das Seminar begann mit kurzen Begrüßungsreden von Prof. João Redondo, Kanzler der Universität Lusíada, Sabine Sasse, Geschäftsführerin von United Europe und den United-Europe-Mitgliedern Marcus Lippold, Berater der Europäischen Kommission, Generaldirektion Energie, und Dr. Jorge Antas de Barros, Honorarkonsul und Präsident der Industrie- und Handelskammer Portugal-Baltics.
Im Anschluss stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kurz vor und formulierten ihre Erwartungen an das Seminar. Die Erwartungen und Kommentare umfassten
o Zweifel daran, dass ihr Land jemals der Europäischen Union beitreten darf
o den Wunsch, der EURO-Zone so bald wie möglich beizutreten
o die EU-weiten Arbeitsmöglichkeiten, die zur Verfügung stehen, zu erhalten
o die Notwendigkeit einer (Finanz-)Reform der EU
o die Notwendigkeit anzuerkennen, die Errungenschaften Europas aktiver hervorzuheben und zu verteidigen
o Freude auf die Begegnung und das Zusammensein mit tollen Menschen
Nach der Vorstellungsrunde folgte eine beeindruckende Eröffnungsrede von Prof. Pedro Passos Coelho, Professor für Wirtschaft und ehemaliger Premierminister Portugals: „Die Krise in Portugal (2009-2014): Pläne, Strategien, Realität und Überwindung”.
Prof. Coelho gab einen detaillierten Überblick über die Ursprünge der Finanzkrise und die daraus resultierende Schuldenproblematik für Portugal, die Maßnahmen, die er und die Regierung letztendlich zur Lösung der Krise ergriffen haben und einen aktuellen Stand über die derzeitige Situation des Landes. Es war eine sehr beeindruckende und offene Darstellung der schwierigen Entscheidungen, vor denen Portugal stand und die dazu führten, dass die Troika (EU-Kommission, IWF, EZB) zu Verhandlungen nach Lissabon kam und Portugal letztendlich zu verpflichten, strenge Sparmaßnahmen durchzusetzen, um seine Leistungsbilanz neu auszurichten.
Im Rückblick bedankte sich Coelho bei den europäischen Staats- und Regierungschefs, die ihn und Portugal in diesen schwierigen Zeiten unterstützten (insbesondere bei Bundeskanzlerin Angela Merkel) und erinnerte behutsam daran, dass eine unmittelbare Krise zwar abgewendet worden ist, das Land aber immer noch dabei sei, den Anpassungsprozess fortzusetzen, der das Leben der Bürger auch heute noch betreffe und beeinträchtige.
Die Rede von Pedro Passos Coelho finden Sie auf Englisch hier.
Die dazugehörige Präsentation finden Sie hier: The crisis in Portugal (2009-2014) – plans strategies reality and overcoming_Slides PPC
Anschließend hielt Prof. Manuel Porto, u.a. Professor an der Fakultät der Universität Coimbra, eine leidenschaftliche Rede über Europa und die EU, die auf seinen eigenen Lebenserfahrungen und der internationalen Familiensituation basierte und die Teilnehmer aufforderte, sich zu europäischen Werten und Ideen zu äußern, die Demokratie aktiv zu verteidigen und unsere erreichten Werte und Freiheiten in der heutigen Welt nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Er betonte, dass wir alle Teil des europäischen Gefüges seien und dass es unsere gemeinsame Verantwortung sei, unsere demokratischen Werte und Überzeugungen zu verteidigen, wobei die Bildung hier eine große Rolle spiele.
Nach dem Mittagessen verteilten sich die Arbeitsgruppen auf vier Räume und begannen, sich mit ihren jeweiligen Themen zu beschäftigen.
ARBEITSGRUPPE 1: Institutionelle, politische und parteiische Aspekte der EU
Teilnehmer: Benedikt Köhler, Larl Luis Neumann, Raiko Puustusmaa, Frederick Thiede-Merlo und Doortje van Bokkem.
Unter der Leitung von Prof. Patrícia Daehnhart beschäftigte sich Gruppe1 mit der Frage, wie man eine Fragmentierung in einem vereinigten Europa vermeiden kann. Besondere Aufmerksamkeit richtete sich auf
a) Außenbeziehungen und Sicherheit der EU,
b) die EU in der Mitte zwischen den USA und China,
c) geopolitische Instabilität im Mittleren Osten und Osteuropa und
d) den möglichen Übergang vom Multilateralismus zum Bilateralismus.
Weitere Themen waren Handel und Wirtschaft unter Nutzung der Wirtschaftskraft der EU, um politische Ergebnisse zu erzielen sowie die zu reaktive außenpolitische Strategie der EU.
Kritikpunkte waren:
Fehlende politische Repräsentation im Europäischen Parlament, und fehlende Transparenz in den EU-Institutionen und im Parteiensystem der EU. Ebenso das Fehlen eines starken demokratischen Mandats für den/die PräsidentIn der Kommission, das Fehlen einer externen Stellung der Institutionen, demoralisierte Wähler und einstimmige Beschlussfassung vs. qualifizierte Mehrheit.
•Was die parteipolitischen Aspekte der EU betrifft, wird die politische Parteienlandschaft in Europa immer stärker polarisiert; Gründe dafür sind zunehmender Individualismus und geringere Kompromissfähigkeit, was dazu führt, dass die EU immer stärker fragmentiert wird. Es wurde festgestellt, dass sich in den EU-Mitgliedstaaten – mit Ausnahme Großbritanniens – etablierte traditionelle Parteien in Richtung des politischen Mittelpunkts bewegen. Eine Veränderung in der Verteilung und im Konsum von Nachrichten wird ebenfalls als Auswirkung auf den Zustand der EU und der Demokratie angesehen. Traditionelle, etablierte Medien sind weniger vertrauenswürdig und die Unsicherheit über „Fakten“ wächst. Die immer heterogenere Wählerschaft führt zu wachsenden Nischenparteien und erhöht die Schwierigkeiten, eine Mehrheit für Regierungen und Entscheidungen zu finden, und zwar bereits auf nationaler Ebene.
Empfehlungen der Gruppe:
1. Anpassung des EU-Wahlsystems
o Erhöhung der Repräsentation
o Das Recht des Parlaments, den EU-Präsidenten vorzuschlagen
o Stärkung der lokalen Bindung der Mitglieder des Europäischen Parlaments durch lokale Präsenz und direkte Abstimmung.
2. Sukzessiver Ansatz für die EU-Integration
o Erweiterung des Umfangs der qualifizierten Mehrheitsentscheidung
o Stärkung der neuen Integration von „Vehikeln“ (PESCO)
o Die stärkere Anwendung des Subsidaritätsprinzips (europäisch – regional – national – lokal)
o Priorisierung der Integrationsbereiche Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik GASP, Handel)
3. Bildung & Austausch
o Förderung bestehender Integrationsprogramme
o Besser Nutzung neuer Austauschprogramme (Interrail-Ticket, obligatorische Sozialdienste auf europäischer Ebene)
o Obligatorische Aufklärung über das europäische Wahlsystem und die Institutionen (auch Debatte über aktuelle Themen)
ARBEITSGRUPPE 2: Beziehungen zwischen der EU, den USA und dem Rest der Welt
Die Gruppe arbeitete an den Beziehungen zwischen der EU, den USA und der übrigen Welt sowie den Besonderheiten der aktuellen NATO-Verbindung.
Teilnehmer: Dyria Alloussi, NarineDaneghyan,Eter Glurjidze und Anna Romandash.
Die Arbeitsgruppe wurde von Prof. Luis Saraiva, Assistant Professor of International Relations, geleitet. In ihrer Präsentation konzentrierten sich die Teilnehmerinnen auf das Thema „Sicherheit in Europa: Blick aus der Perspektive der Südlichen und Östlichen Nachbarn“.
Ergebnisse: Die USA und die NATO gaben der EU 50 Jahre lang Sicherheit und halfen ihr, eine der reichsten Wirtschaftszonen der Welt zu werden. Die Konzentration der USA auf den asiatisch-pazifischen Raum hat die NATO geschwächt. Die NATO könnte weiterhin ein wichtiger Garant für die globale Sicherheit sein, aber die EU verfügt derzeit nicht über ausreichende militärische Kapazitäten, und die Sicherheitsinteressen der großen NATO-Mitglieder driften auseinander.
Deutschland bezieht als größte Volkswirtschaft der EU den größten Teil seines Erdgases aus Russland und hat viele weitere Energieabkommen, die seine Außenpolitik beeinflussen. Irgendwann muss Deutschland seine wichtige Rolle in Europa akzeptieren und den Interessen der EU Vorrang einräumen, insbesondere in dem Moment, in dem die EU eine untergeordnete Rolle für die Anliegen der amerikanischen Sicherheit spielt: Es ist an der Zeit, dass die EU proaktiver handelt und die Eurozone durch Diplomatie und Zusammenarbeit an ihren Süd- und Ostgrenzen stärkt.
Syrien: Als sich die USA kürzlich aus Syrien zurückgezogen hat, hat Russland das Vakuum schnell gefüllt. Der anhaltende Konflikt in Syrien betrifft auch die EU und sollte als Priorität betrachtet werden. Die Türkei hat nun ein Abkommen mit den USA geschlossen und in Nordsyrien interveniert, was zu einer verheerenden humanitären und politischen Situation geführt hat. Während die EU zögert, ergreifen andere regionale Mächte Maßnahmen. Da die EU nicht in der Lage ist, ihre Interessen zu verteidigen, und Migration ein alles überlagerndes Thema ist, tut sie zu wenig, um die Bedrohungen an ihren Südgrenzen einzudämmen oder die Ursachen für die Einreise von Flüchtlingen in die EU zu bekämpfen.
Ukraine: Obwohl die EU und die NATO die Ukraine finanziell und mit Projekten zum Aufbau von Kapazitäten unterstützen, hat die Ukraine derzeit keine Priorität. Die EU muss proaktiver handeln, indem sie eine klare Strategie gegenüber den östlichen Nachbarn entwickelt und der Grenzsicherheit Vorrang einräumt, indem sie zur Stabilisierung der Situation im Osten beiträgt. Der Westen ist auch deshalb sehr vorsichtig, um die Geschäftsinteressen in Russland zu schützen. Die Ukraine befindet sich eindeutig im Bereich der westlichen Interessen, aber der Westen akzeptiert das nur sehr langsam. Das Erkennen dessen und entsprechendes Handeln erfordert politischen Willen, der notwendig ist, um die Beziehungen und die Sicherheitskooperation in der Region weiter auszubauen.
Natürlich sind von ukrainischer Seite Maßnahmen wie das Bekenntnis zu Reformen und eine klare Strategie für den Umgang mit den besetzten Gebieten erforderlich. Gleichzeitig sollte die EU ihr kontinuierliches Engagement für die internationalen Verträge und die Sicherheit unter Beweis stellen, um die Eurozone tatsächlich von innen heraus zu stärken und die ukrainischen Partner zur Zusammenarbeit mit den westlichen Nachbarn zu ermutigen.
Georgia: Der Euroskeptizismus in Georgien ist eine Herausforderung, die durch positive Anreize wie die Einführung visafreier Systeme angegangen werden kann. Dies war einer der effektiven Schritte der EU, der zu einem positiven Ergebnis führte und die Wahrnehmung der westlichen Werte beschleunigte.
Wirtschaftlich sind die EU-Märkte für georgische Unternehmen aufgrund hoher Standards (DCFTA) noch nicht vollständig zugänglich. Georgien hat gehofft, zuverlässige Handelsbeziehungen mit der EU herzustellen, um seine Handelsabhängigkeit mit Russland (das immer noch hoch ist) zu ersetzen. In Georgien hat die EU viele Soft-Power-Engagements, insbesondere in Bezug auf die Nachbarschaftspolitik durch Bildungsaustausch und transregionale Projekte. Die Situation in den Grenzgebieten ist nicht stabil, da die „Borderization” (Grenzüberschreitungen) und damit Entführungen und Folterungen georgischer Bürger immer noch andauern. Es besteht die Möglichkeit, dass die EU mehr Einfluss gewinnt, indem sie Gemeinschaften in Grenzregionen fördert, in unternehmerische Initiative investiert oder eine Form der wirtschaftlichen Sicherheit gewährleistet.
Armenien: Die Ergebnisse des europäischen Engagements in Armenien werden in Absehbarer Zeit nicht sichtbar sein, da Armenien seine guten Beziehungen zu Russland nicht unterbricht, solange die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Russland patrouilliert derzeit an der armenischen Grenze zur Türkei mit einer Militärbasis in Gyumri (zweitgrößte Stadt Armeniens). Russland bietet ein ganzes Arsenal an „hard power“, während die EU Bildungsaustausch und Finanzhilfe leistet. Von 2014 bis 2019 erhielt Armenien über 1 Mrd. EUR in Form von Darlehen und Zuschüssen für Energie-, Landwirtschafts- und Verkehrsprogramme.
Da der Sicherheitsaspekt für Armenien eine große Priorität darstellt und derzeit teilweise von Russland an der Grenze zur Türkei bereitgestellt wird, haben die beiden Mächte innerhalb des Landes eine ausgeglichene Balance.
Darüber hinaus ist Armenien Mitglied der EAEU (Eurasische Wirtschaftsunion) und wird kontinuierlich versuchen, seine Beziehungen zu den zwei Mächten ausgewogen zu halten.
ARBEITSGRUPPE 3: Die aktuelle Situation der Eurozone
Die dritte Arbeitsgruppe trug den Titel „Die aktuelle Lage der Eurozone, die Rolle der Europäischen Zentralbank und Pläne für eine weitere Vertiefung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion“ und wurde von Prof. Alvaro Matias geleitet, Leitender Ökonom in der Statistikabteilung der Banco de Portugal.
Teilnehmer: Kseniya Cheshyk, Albert Herrador, Gergely Nagy, Kristina Radovic und Ana Terzic.
Die Gruppe verfolgte folgende Ziele:
o Eine kurze Einführung in die Eurozone, die Hervorhebung der wichtigsten Erkenntnisse und Beschreibung der aktuelle Situation.
o Erläuterung der Rolle der Europäischen Zentralbank und ihrer Auswirkungen auf die Preisstabilität
o Erörterung der Pläne für eine weitere Vertiefung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.
o Darstellung der vorläufigen Überlegungen und hochrangigen Maßnahmen zur möglichen Verbesserung der Eurozone – um sie später mit Experten zu analysieren und zu diskutieren.
Die Eurozone besteht aus derzeit 19 Mitgliedstaaten, die den Euro als nationale Währung eingeführt haben.
o Die Geldpolitik in der Eurozone liegt in den Händen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der nationalen Zentralbanken.
o Die Wirtschaftspolitik liegt jedoch in der Verantwortung der Mitgliedstaaten, obwohl es eine Koordination zur Erreichung gemeinsamer Ziele gibt. Zur Sicherstellung der Koordinierung wurden mehrere Instrumente geschaffen, z.B. der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP).
o Schlüsselfaktor: Andorra, Monaco, San Marino und Vatikanstadt haben den Euro eingeführt, sind aber nicht Teil der Eurozone (da sie keine EU-Mitgliedstaaten sind).
Trotz eines bei weitem nicht perfekten Instrumentariums hat die EZB dennoch mit einigen unkonventionellen Maßnahmen und Versprechungen an den Markt die Eurozone zusammengehalten. Das Hauptmandat der EZB besteht darin, die Preisstabilität in der Eurozone zu gewährleisten und die allgemeine Wirtschaftspolitik der EU zu unterstützen. Preisstabilität ist definiert als ein Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für die Eurozone um weniger als 2% gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2003 stellte der EZB-Rat klar, dass er im Hinblick auf die Preisstabilität darauf abzielt, „die Inflationsraten mittelfristig unter, aber nahe an 2 % zu halten“. In der Eurozone erholt sich das reale BIP pro Kopf langsam von der vorangegangenen Finanzkrise. Bisher ist es der EZB gelungen, ihr Ziel der Preisstabilität zu erreichen, obwohl neue Herausforderungen auftauchen.
Potenzielle Maßnahmen für die Eurozone sind:
Institutionell
o Vollendung der Bankenunion
o Der SRM (einheitlicher europäischer Bankenabwicklungsmechanismus) ist in Betrieb, aber nicht zu 100% ausgefüllt (2023 ist die Frist – der Prozess muss beschleunigt, die Frist eingehalten werden) und EDIS ist noch nicht in Betrieb.
o Die Kommunikation zwischen den nationalen Zentralbanken, der Eurogruppe, der Europäischen Kommission und der EZB sollte verbessert werden.
o Die EZB soll zu einer vollwertigen Finanzaufsichtsbehörde entwickelt werden.
Monetär
o Das aktuelle Niveau der neutralen Zinssätze als Leitfaden für die Geldpolitik und als Handlungsspielraum wird immer enger.
o Nicht-konventionelle Maßnahmen (Anleihen- und Asset-Käufe) und verbale Interaktionen sollten häufiger als Instrumente eingesetzt werden, um Marktsituationen anzugehen, aber Risiken müssen angepackt werden, damit diese Maßnahmen nicht übermäßig genutzt werden.
o Nicht-konventionelle Maßnahmen sind zur neuen Norm geworden, mehr Diskussion über unkonventionelle Maßnahmen ist notwendig, um sich auf stürmische Zeiten vorzubereiten. Neue EZB-Präsidentin: Dynamik zur Stärkung der Glaubwürdigkeit und zur Festlegung der geldpolitischen Prioritäten.
Fiskalisch und makroökonomisch
o In einem ersten Schritt sollten die Banken in der Eurozone über einen einheitlichen Körperschaftsteuersatz verfügen (sie arbeiten nach den gleichen Grundsätzen und Vorschriften) und…..
o ….. die Realisierung der Gemeinsamen Konsolidierten Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage (GKKB) verbessern.
o Es sollte ein standardisiertes Fiskalregelwerk der Eurozone verabschiedet werden, das Maßnahmen zur Verringerung des fiskalischen und wirtschaftlichen Risikos vorsieht, um eine weitere Risikoteilung zwischen den Mitgliedstaaten zu erreichen.
Kapitalmarktunion
o Um die Kapitalmärkte weiter zu integrieren, zielt die Kapitalmarktunion darauf ab, neue Finanzierungsquellen vor allem für KMU bereitzustellen, die Kosten für die Kapitalbeschaffung/Erhöhung der Optionen für Sparer in der gesamten EU zu senken/ grenzüberschreitende Investitionen zu erleichtern und mehr ausländische Investitionen in die EU zu gewinnen/langfristige Projekte zu unterstützen/das EU-Finanzsystem stabiler, widerstandsfähiger und wettbewerbsfähiger zu machen.
Politisch
o Die Eurogruppe sollte eine formalisierte Einrichtung sein, wie es bereits von mehreren Einrichtungen vorgeschlagen wurde.
o Mehr Autorität und mehr Sitzungen zur Wirtschaftspolitik
o Dies könnte beschleunigt werden, um vor 2025 erreicht zu werden.
Die Eurozone ist ein spezielles Konstrukt mit einem ausgeprägten einheitlichen europäischen Charakter. Der gemeinsame Währungsraum hat überlebt und steht vor vielen Herausforderungen, und er hat gezeigt, dass er in der Lage ist, sich selbst zu entwickeln und auf neue Fragen zu reagieren.
Der größte Antagonist dagegen ist das Vereinigte Königreich. Wenn jemand das noch stoppen will, muss er jetzt aktiv werden. Es werden wahrscheinlich Deutschland und möglicherweise Holland und einige nordische Länder sein, die sich lautstark äußern, was sie wollen und was nicht. Aber es ist klar, dass sich die Allianzen in der EU ändern werden.
Der EZB muss eine größere formalisierte Art von institutionellen Instrumentarien zur Verfügung stehen. Mit viel Glück, einem günstigen Timing und großen Versprechungen wird die EZB wahrscheinlich nicht in der Lage sein, die EU-Angelegenheiten in Zukunft so erfolgreich zu managen wie in den letzten fünf Jahren.
ARBEITSGRUPPE 4: Portugals Lehren aus zwei Jahrzehnten WWU-Beteiligung
Leitung: Prof. Fernando Martins, Senior Economist an der Forschungsabteilung der Banco de Portugal. Thema: „Portugals Lehren aus zwei Jahrzehnten WWU-Beteiligung: Der Boom, der Einbruch und die schwache Erholung“.
Teilnehmer: Stefano Bennati, Stefano Duca, Gabriel Frickh, Aleksandra Permiakova und Nuno Ramos.
Nach der großen Krise ist Portugal auf dem Weg der Erholung, und das BIP steigt. Die Arbeitslosigkeit hat sich verringert, Löhne und Exporte steigen. Trotz dieser guten Nachrichten gibt es jedoch immer noch Grund zur Sorge:
o Die Bevölkerung schrumpft und wird älter.
o Die Verschuldung ist nach wie vor sehr hoch.
o Der Tourismus ist eine große wirtschaftliche Ressource und treibt den Dienstleistungsexport voran, ist aber nicht krisenfest. Das gesamte Wachstum seit 2013 stammt aus dem nicht-finanziellen Unternehmenssektor.
o Die EZB reagierte auf die Krise, indem sie das Kreditrisiko in den europäischen Markt für Staatsanleihen einführte. Diese Idee, die ohne die Schaffung eines neuen sicheren Vermögenswertes als Ersatz für nationale Staatsanleihen gefährlich ist, bleibt auf der politischen Agenda.
o Der Export ist stark, hängt aber sehr von einigen Ländern der Eurozone ab wie Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien und den Niederlanden.
o Die Produktivität ist im Vergleich zu anderen Ländern der Eurozone wie Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien, Spanien und Großbritannien gering.
o Fachkräftemangel
Darüber hinaus gibt es in der Wirtschaft exogene Faktoren, die die Flexibilität Portugals und seine Fähigkeit, Erschütterungen aufzufangen, verringern, wie z.B. die arbeitsrechtliche Nominallohnrigidität (DNWR) in Portugal (einzigartig in den reichen Ländern). Die ESM-Reform ist bei weitem nicht wirksam: Einstimmigkeit bleibt die wichtigste Entscheidungsmethode, und ein Dominoeffekt durch größere Mitgliedstaaten ist immer noch schwer einzudämmen.
Vorschläge, um Portugal widerstandsfähiger zu machen:
o Steigerung der Produktivität
o Verbesserung der Effizienz der öffentlichen Ausgaben
o rechtliche Barrieren ändern, z.B.: Verbot der Lohnkürzung im Arbeitsrecht
o Diversifizierung der Exporte
o Verbesserung der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und der Finanzstabilität, z.B.: Vereinfachung des Steuersystems und Senkung der Steuerausgaben
o Fortsetzung der schrittweisen Haushaltskonsolidierung
o Die EU sollte eine echte Bankenunion gründen und den ESM festlegen
Fazit:
Die 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in ihren Arbeitsgruppen eine sehr tiefe, ganzheitliche und interessante Analyse über die Struktur und die aktuelle Situation der Eurozone, ihrer Mitglieder, Nachbarn und Verbündeten entwickelt. Wie es funktioniert und wo es weniger gut funktioniert. Teilweise sind die Mitglieder der Eurozone auf dem richtigen Weg, aber was noch fehlt, sind standardisierte Steuerregeln in der Eurozone und eine gemeinsame konsolidierte Körperschaftsteuerbasis. Der in der Bevölkerung wahrgenommene Mangel an Transparenz der Arbeit der EU-Kommission und eine Vielzahl von Interessen, Orientierungen und Produktivitätsniveaus der Mitglieder der Eurozone machen es schwierig, eine echte Integration der Eurozone und einen gemeinsamen EU-Markt zu erreichen.
Weiterführende Texte:
„Europa und der Weg zum Eurobond” von Fernando Primo de Rivera
„Wie sich Portugal aus der Krise befreite” von Jorge Antos de Barras
„Europa muss neue Wege beschreiten” von Jorge Antos de Barras
„Lektionen der Eurokrise: Eine Perspektive aus Spanien” von Fernando Primo de Rivera
Wir danken der Universidade Lusíada de Lisboa für die Unterstützung und die herzliche Gastfreundschaft!
Fotos von Jorge Carvalho und TeilnehmerInnen