
In seinem Beitrag zu der Brexit-Debatte erzählt Jürgen Brandt eine Geschichte aus dem alten Rom. Dort rief einmal einen Mann seine Söhne zu sich und gab ihnen ein Bündel Stöcke. „Zerbrecht sie“, forderte er. Einer nach dem anderen versuchten sich die Söhne daran. Aber es gelang ihnen nicht.
Der Mann nahm das Bündel zurück, knüpfte das Band auf, das die Stöcke zusammengehalten hatte, und zerbrach jeden Stock einzeln. „Vater, so geht es leicht,“ sagte einer seiner Söhne. „Das hätten wir auch gekonnt.“ Der Vater erwiderte: „Liebe Kinder, vergesst nicht: Wenn ihr zusammensteht, seid ihr stark und niemand kann euch schaden. Aber wenn ihr alleine seid, seid ihr verwundbar.“
Großbritannien, so Brandt weiter, hat diese Lehre offenbar nie gelernt. Als Winston Churchill 1946 in Zürich zur Gründung der Vereinigten Staaten von Europa aufrief, meinte er ein Europa mit Deutschland und Frankreich, aber nicht mit Großbritannien. Das hatte vermutlich viel mit dem damals sehr engen Verhältnis zu den USA zu tun.
Einigung als Chance
Inzwischen verändert sich die Bevölkerung der USA erheblich; die Amerikaner mit europäischen Wurzeln stellen einen immer kleineren Bestandteil der Bevölkerung. Entsprechend ändert sich der politische Diskurs. Ob das britisch-amerikanische Bündnis noch so eng ist wie Mitte des letzten Jahrhunderts, darf bezweifelt werden.
Trotzdem entschieden sich die Briten am 24. Juni 2016, aus der EU auszutreten, weil sie glaubten, ihr Schicksal alleine besser meistern zu können. Aber kann ein Land mit dem begrenzten politischen und wirtschaftlichen Gewicht Großbritanniens wirklich hoffen, alleine besser zu bestehen?
Ebensogut könnte man sich vorstellen, Luxemburg würde versuchen, ein Handelsabkommen beispielsweise mit der riesigen Wirtschaftsmacht China auszuhandeln. Auch Deutschland oder Frankreich würden alleine nicht weit kommen. Denn das sollten wir aus der Geschichte aus dem alten Rom gelernt haben: dass die Einigung Europas für uns alle eine große Chance ist.
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Dr. Jürgen George Brandt is Anwalt und Vorstandsmitglied der Friedrich Stiftung in Hannover