Viele Jahrhunderte lang hat Europa die Welt gestaltet. Erinnern Sie sich an das spanische, das französische oder das britische Weltreich. Wir konnten die Welt nach unseren Regeln und unseren Interessen gestalten. Wir haben den Nullmeridian als einen Längengrad definiert, der durch Europa geht.
In den letzten 20 Jahren hat sich die Welt verändert. Sie dreht sich nicht mehr um Europa. Sie richtet sich nicht mehr nach dem Nullmeridian. Heute hat sich der Schwerpunkt zum 180-Grad-Meridian verschoben. Der wirtschaftliche, finanzielle und politische Mittelpunkt der Welt liegt irgendwo zwischen den Vereinigten Staaten und China.
Kann Europa eine dritte Kraft sein? Wird es uns gelingen, zu einer multipolaren Welt zu gelangen?
Europa ist die größte Volkswirtschaft der Welt. Wir sind der zweitwichtigste Handelsblock. Wir sind führend in der Entwicklungshilfe, und wir besitzen die zweitgrößte Militärmacht der Welt. Aber wir sind bislang nicht in der Lage, unsere theoretischen Kapazitäten in echte Werkzeuge umzusetzen.
Wir dürfen nicht verzweifeln; wir müssen daran glauben, dass für Europa Fortschritte möglich sind. Aber dazu brauchen wir mehr Europa. Und um zu mehr Europa zu kommen, brauchen wir bessere Führung.