Privatisierung ermöglicht Schuldenabbau, Wachstumsfinanzierung und Produktivitätssteigerungen – EU-Staaten besitzen Unternehmensanteile im Wert von über 500 Milliarden Euro
Mit der konsequenten Privatisierung von Unternehmensanteilen im öffentlichen Eigentum könnten die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Einnahmen von meh-reren hundert Milliarden Euro erzielen. Dies geht aus einer Studie hervor, die das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut Economica im Auftrag der europäischen Initiative United Europe erstellte. Ein europaweites Privatisierungsprogramm würde sowohl eine Absenkung der hohen Verschuldung als auch einen Einstieg in Investitionsprogramme ermöglichen. Nach der Stagnationsphase eröffnen sich dadurch neue Wachstumsperspektiven für Europa.
„Die Studie von Economica zeigt: Würden wir in Europa ernsthaft an Privatisierungen herangehen, könnten wir das gewaltige Volumen von 500 bis 600 Milliarden Euro erreichen“, sagte der Präsident von United Europe, der frühere österreichische Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, anlässlich der Vorstellung der Studie am Montag in Brüssel. United Europe ist eine gemeinnützige, pro-europäische Organisation, die 2013 von Unternehmern und politischen Persönlichkeiten gegründet wurde, um für ein geeintes, wettbewerbsfähiges und vielfältiges Europa einzutreten.
Die Studie weist die Marktwerte des Eigenkapitals von Unternehmen aus, die ganz oder teilweise im Eigentum der öffentlichen Hand stehen. Demnach verfügen die EU-Staaten in den Produktions- und Dienstleistungssektoren über ein Produktivvermögen von über einer halben Billion Euro. Nicht in die Berechnungen einbezogen wurden Unternehmen mit hoheitlichen Auf¬gaben oder aus dem Bereich der Daseinsvorsorge sowie von der öffentlichen Hand direkt gehaltenes Immobilienvermögen.
Im Detail umfasst die Studie insgesamt vierzehn Mitgliedstaaten mit einem Anteil von 90% an der gesamten Wertschöpfung und 89% an der gesamten Beschäftigung der Europäischen Union. Es sind dies die zehn größten Volkswirtschaften der Eurozone (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande, Belgien, Österreich, Finnland, Griechenland und Portugal) sowie vier weitere EU-Mitgliedstaaten außerhalb der Eurozone (Gro߬britannien, Polen, Tschechien und Rumänien).
Einerseits könnten die Erlöse eines europaweiten Privatisierungsprogramms zum Abbau öffentlicher Schulden verwendet werden, erklärte einer der Autoren der Stu-die, Dr. Christian Helmenstein. Allerdings würde selbst eine Privatisierung aller hier erfassten Unternehmensanteile nicht ausreichen, um das Niveau der Staatsverschul-dung in Europa auch nur auf das Vorkrisenniveau zurückzuführen. Andererseits wür-den die Mitgliedsstaaten mehr Handlungsspielraum für die Stärkung ihres Wachs-tumspotenzials gewinnen können, wenn ein Teil der Privatisierungserlöse investiven Verwendungen zugeführt würde.
Für die mittelfristigen Wachstumsperspektiven in Europa am bedeutendsten ist jedoch ein anderer Effekt: Privatisierung führt zu erheblichen, dauerhaft erzielbaren Produktivitätssteigerungen. Empirische Studien zeigen, dass die Arbeitsproduktivität in den privatisierten Unternehmen im Durchschnitt um circa 20 Prozent zunimmt. Allein mit der Privatisierung bis dato nicht-börsennotierter Unternehmen ginge eine Erhöhung des europäischen BIP um 24 Milliarden Euro oder um rund 0,2 Prozent einher. Die Wirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die daraus resultierende nachhaltige Absicherung von Arbeitsplätzen machen Privatisie-rungen daher zu einem unverzichtbaren Teil einer wirtschaftspolitischen Gesamt-strategie der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten.
„Privatisierung ist ein sinnvolles Instrument, um Strukturschwächen zu beseitigen, die Produktivität der Betriebe zu verbessern und damit auch den Wohlstand zu erhöhen,“ erklärte Dr. Schüssel. „Mit Privatisierungen können wir einen echten Wachstumsimpuls setzen.“
Für Rückfragen: Dr. Julia Borrmann/Mag. Markus Fichtinger MA; oder
Informationen über United Europe erhalten Sie unter www.united-europe.eu oder bei den Projektleitern Christoph Rieß (+49-172 625 0125) und Bettina Vestring (+49-160-973 50 679).
Die Studie sendet Ihnen Frau Felicia Kerschbaum MA () auf Anfrage gerne zu.