Welche Rolle Mittel- und Osteuropa künftig für die Wirtschaft der Europäischen Union spielen, diskutierten hochkarätige Teilnehmer auf Einladung der Initiative „Netzwerk Digital“ und United Europe in Budapest.
Die Länder der Region Mittel- und Osteuropa (MOE) emanzipieren sich wirtschaftlich immer mehr von der Rolle der „verlängerten Werkbank“ und tragen zunehmend zu Innovation und Wachstum in der EU. Die aktuellen technologischen Umbrüche können der Region dabei zusätzliche Impulse verleihen. Dies sind die Kernaussagen, die auf unserem CEO-Roundtable „The Future ‚Made in CEE’” am Donnerstag, dem 31.10.2019 in Budapest getroffen wurden.
Die Referenten der Konferenz, unter ihnen Ungarns Minister für Innovation und Technologie László Palkovics und Top-Manager aus Deutschland und der Region, stimmten darin überein, dass die Region schon heute ein unverzichtbarer Partner in den europäischen Wertschöpfungsketten ist, und dass ihr Gewicht in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Dabei könnten sie von den Chancen und Möglichkeiten profitieren, die sich aus den rasanten technologischen Veränderungen der Gegenwart ergeben, wie z.B. der Digitalisierung oder dem Trend zur „Industrie 4.0“.
Die Konferenz machte deutlich, dass für diese veränderte Rolle die Wettbewerbsfähigkeit der Region gesteigert werden muss, und dass Digitalisierung dazu einen erheblichen Beitrag leisten kann.
Marie-Theres Thiell, Geschäftsführerin von Innogy Ungarn und Vizepräsidentin der DUIHK, stellte im Rahmen der Veranstaltung die wichtigsten Aussagen eines Roundtable-Gesprächs vor, bei dem sich rund 25 Top-Manager unmittelbar vor der Konferenz über die über Chancen und Herausforderungen der Region ausgetauscht hatten. Dabei ging es sowohl um den Stand und die Chancen der Region hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, als auch um die Aufgaben, die die Unternehmen, der Staat oder das Bildungssystem noch zu bewältigen haben. Gerade letzterem kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu, so die Meinung der Manager, aber auch der Staat müsse ein innovations- und wettbewerbsoffenes regulatorisches Umfeld sicherstellen.
Johannes Teyssen, CEO des deutschen Energieunternehmens E.ON SE, stellte in seiner Keynote fest, dass die Welt erneut – wie schon während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert – in eine Phase eingetreten sei, in der Technologie eine entscheidende Rolle bei der globalen Verteilung von Wohlstand haben werde. Europa müsse hier aufschließen. Innovation entstehe nach seiner Ansicht dort, wo Menschen mit vielfältigen persönlichen, kulturellen und beruflichen Hintergründen Ideen frei und offen austauschen können. Teyssen zeigte sich zuversichtlich, dass man das in Europa könne, auch in Bezug auf die Digitalisierung. Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordere Teyssen zufolge jedoch auch eine entsprechende Kultur, vor allem müssten Mitarbeiter ermutigt werden, sich digitales Wissen anzueignen. Da alles, was digitalisiert werde, auch mit Elektrizität zusammenhänge, ging Teyssen auch ausführlich auf die energetischen Implikationen der Digitalisierung ein, z.B. auf die Digitalisierung der Energiewirtschaft selbst.
In einer anschließenden Paneldiskussion, an der neben Minister Palkovics und Johannes Teyssen auch Thomas Narbeshuber, Vice President Central and Southeast Europe von BASF, sowie Hans-Paul Bürkner, Chairman der Boston Consulting Group teilnahmen, kam immer wieder zum Ausdruck, dass die Digitalisierung ausnahmslos alle Wirtschaftszweige umgestalten wird.
Hans-Paul Bürkner zeigte sich überzeugt, dass sich die Region Mittel- und Osteuropa künftig von einer Region arbeitsintensiver Montagebetriebe zu einem Standort von „Smart Suppliers“, also innovativen Zulieferern entwickeln werde. Schon zeige die Region ein dynamisches Wachstum, und verfüge über gut ausgebildete Arbeitskräfte und einen noch immer beträchtlichen Kostenvorteil. Allerdings werde die Digitalisierung dieses Wirtschaftsmodell verändern, und dies erfordere verstärkte Anstrengungen bei der Digitalisierung. Vor allem müsse die digitale Transformation der Wirtschaft beschleunigt, die Mitarbeiter auf diese neue Ära vorbereitet und Investitionen in die Digitalisierung gefördert werden. Dadurch könnten laut Bürkner auch demografischen Risiken abgemildert werden.
Thomas Narbeshuber betonte, dass sich für Europa und die Region durch die Digitalisierung die einmalige Chance böte, im globalen Innovations-Wettbewerb um nachhaltige Lösungen mitzuhalten. Dazu bedürfe es jedoch Rahmenbedingungen, an deren Umsetzung Unternehmen und Regierungen gleichermaßen arbeiten müssten. Dazu gehöre laut Narbeshuber vor allem das Vertrauen in digitale Technologien, welche erst ein Opportunitäts-basiertes regulatorisches Umfeld ermögliche. Erstklassige Konnektivität, wie z.B. ein flächendeckender und kostengünstiger Ausbau der 5G Technologie und ein erheblich verbesserter Zugang zu Daten könnten auch strukturschwachen Regionen und mittelständischen Firmen die Teilnahme am Innovationswettbewerb besser ermöglichen. Narbeshuber sieht Chancen der Region insbesondere durch gezielte Förderung der Bereiche Industrie 4.0, Artifizielle Intelligenz und B2B-Industrieplattformen.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Michal Kobosko, Senior Advisor des Atlantic Council in Warschau.
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Wir danken BCG und der Österreichischen Botschaft in Ungarn für die freundliche Unterstützung!