Auch in zwanzig Jahren wird im industriellen Bereich nicht China unser größter Konkurrent sein, sondern immer noch Nordamerika. Die amerikanische Gesellschaft ist durch einen Grundoptimismus geprägt, der uns in Europe abhandengekommen ist. Im übrigen ist Geld zu verdienen dort kein Makel, sondern wird als Voraussetzung für den Erfolg der Zukunft in Form von Investitionen und Beschäftigung gesehen. Zur Unterstützung sind Steuern niedriger, die Energiekosten auch, der Arbeitsmarkt flexibler.
Bei uns dagegen wird der Staatsglauben immer stärker. Dies gilt nicht nur für die einzelnen Länder, auch Brüssel weitet seinen Dirigismus immer weiter aus. Das untergräbt unsere globale Wettbewerbsfähigkeit. Und Volkswirtschaften, die an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, geraten in Gefahr als logische Konsequenz zunehmender Beschäftigungsprobleme, in massive soziale und politische Konflikte zu treiben.
Ich bin nicht so pessimistisch zu glauben, dass wir keine Chancen haben. Aber wir müssen uns unsere Chancen systematisch erarbeiten und immer wieder erkämpfen. Unser wichtigstes Asset dabei sind das Wissen und Können der Menschen in Wissenschaft, Forschung und Produktion.
Aber diese Menschen müssen sich auch entfalten können. Wir brauchen in Europa wieder mehr Eigenverantwortung und weniger Regulierung. Ich hoffe, dass es uns gelingt, zu einer offeneren und auch toleranteren Gesellschaft zurückzufinden. Es ist höchst anmaßend, wenn der Staat glaubt, für uns alle denken zu müssen. Er muss sich vielmehr wieder auf seine Grundfunktionen beschränken und die dafür umso verantwortungsvoller und professioneller wahrnehmen.