Wenn man die Erdkugel auf europäischen Landkarten betrachtet, ist Europa riesengroß. Rechts schließt sich Russland an; ganz links ist Amerika, und unten drunter sieht man noch ein bisschen Afrika. Ganz anders stellt sich die Erdkugel aus dem Blickwinkel des Äquators dar. Dann verschwindet unser ganzer Kontinent oben am Horizont. Europa ist gerade noch erkennbar, aber nicht mehr die einzelnen Länder.
Unser Blick ist erstaunlich eurozentrisch. Europa hat zwei Prozent der Landmasse der Welt und sieben Prozent der Weltbevölkerung. Wir produzieren 18 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, aber wir leisten uns 50 Prozent der Weltsozialausgaben.
Wir sind lange nicht mehr so wichtig, wie wir denken.
Was ist zu tun? Was in der Welt zählt, ist Geografie, Demografie, militärische Macht und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.
- Unsere Geografie ist ein Vorteil: Zusammen mit dem Mittelmeerraum und unseren östlichen Nachbarn haben wir einen Heimatmarkt von über 1,5 Milliarden Menschen. Das ist ein Grund, warum wir eine erfolgreiche Nachbarschaftspolitik brauchen.
- Demografie? Noch schönt Zuwanderung die Geburtenstatistik.
- Militärische Macht? Mangels Koordination nicht wirklich effektiv.
- Am Ende wird es unsere wirtschaftliche Performance sein, die darüber entscheidet, ob wir auf der internationalen Bühne ernst genommen werden. Mit Null-Wachstum geht das nicht.
Meine Schlussfolgerung ist klar: Europa muss auf Reformkurs bleiben – Budgets müssen in Ordnung gebracht, der Binnenmarkt komplettiert, die europäische Wachstumsagenda entwickelt, in die öffentliche Infrastruktur investiert werden. Dann werden wir auch Erfolge sehen.
Kann es gelingen? Ich bin vorsichtig optimistisch. Wie es im finnischen Sprichwort heißt: Am kältesten ist es, ehe die Sonne aufgeht.