Was Europa braucht, sind symbolhafte Handlungen, die bei den Bürgern Emotionen wecken. Es reicht nicht, immer nur die Vernunft anzusprechen. Wie wäre es, wenn wir einen Tag des Friedens einführten, einen europäischen Feiertag, an dem wir uns gemeinsam freuen?
Ich bin 1955 geboren; ich gehöre zu der Glücksgeneration, die alle positiven Seiten dieses schönen Europas genießen durfte. Aber die nächste Generation trägt diese Gemeinsamkeit schon nicht mehr im Herzen, weil ihr nicht vorgelebt wird, wie positiv Freiheit, Wohlstand, kulturelle Gemeinsamkeit und Vielfalt in Europa für jeden einzelnen sind. Die Tagesordnung und das Bewusstsein von Europa werden von Politikern bestimmt, die nur ihre nationalen Einzelinteressen verfolgen. Denken Sie nur an Margaret Thatcher, die mit ihrer Handtasche und Ihrem „No“ symbolisch für diese Haltung steht.
Wie viel besser wäre es, unsere Politiker würden ihren Amtseid auf Europa ablegen! Wenn sie nicht nur schwören würden, das Wohl der deutschen oder der französischen Nation zu mehren, sondern auch das unseres europäischen Volkes. Ein Amtseid auf Europa, der feierlich vor der europäischen Flagge geleistet wird, könnte ein ergreifender Moment sind. So etwas fehlt uns in Europa schmerzhaft.
Europa ist ein großer Wirtschaftsraum. Wir können es uns nicht leisten, eifersüchtig darauf zu sein, dass sich Europas Finanzwelt in London konzentriert, oder die Maschinenbauer in Deutschland. Wir müssen die jeweiligen Länderstärken ausprägen, damit für alle mehr übrig bleibt. Emotionen heißt für mich: ich weiss nicht nur, sondern ich fühle auch, dass es richtig ist, dass wir in Europa zusammenleben.