An einem geeinten Europa, dessen Stärke die Vielfalt der Kulturen und geschichtlichen Hintergründe ist, werden auch die nächsten Generationen noch weiter bauen. Akut geht es um das Fundament, auf dem das europäische Haus entsteht und bereits erste Risse zeigt. Wenn es einmal stabil werden soll, ist die wichtigste Voraussetzung, dass wir aufhören, Einheit und Vielfalt als einander ausschließende Gegensätze zu begreifen.
Europa braucht beides: Mehr Einheit etwa in Gestalt harmonisierter Steuersysteme, einer kooperativeren Energiepolitik, gemeinsamer Infrastrukturprojekte oder dem Abbau von Sprachbarrieren im EU-Binnenmarkt; und weiterhin Vielfalt durch den Erhalt regionaler Unterschiede und Kompetenzen. Mehr denn je ist darum Toleranz angesagt, aber auch die Bereitschaft, an notwendigen Stellen Souveränität abzugeben.
Was wir gemeinsam schaffen, ist viel größer als die Summe der Einzelteile. Die Politik wird sich allerdings nur dann der Akzeptanz für diese europäische Idee sicher sein können, wenn niemand Gefahr läuft, seine nationale Identität dabei opfern zu müssen.
Europa hat es selbst in der Hand, aus dem Schatten der Eurokrise herauszutreten und langfristig den Platz in der Welt einzunehmen, der seinem Potential entspricht. Europa findet seine Zukunft, wenn es zu sich findet.