Am 29. Oktober 2024 fand unsere Podiumsdiskussion „Die Fachkräftelücke schließen: Wie kann Europa wettbewerbsfähig, innovativ und weltoffen bleiben?“ beim Bund der Deutschen Arbeitgeber (BDA) in Berlin statt. Mehr als 40 Young Leaders aus ganz Europa kamen im Rahmen eines Advocacy-Seminars für junge Führungskräfte zusammen, um die Arbeitskräftekrise in Europa zu erörtern.
Die zentralen Diskussionspunkte verdeutlichten, dass Europa qualifizierte Fachkräfte benötigt, eine verstärkte Mobilisierung der Arbeitskräfte erforderlich ist, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen und eine Willkommenskultur gefördert werden sollte, damit Europa im globalen Wettbewerb erfolgreich bleiben kann.
Podiumsteilnehmer:
- Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer des Bunds der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
- Michael Bültmann, Geschäftsführer bei ABB E Mobility
- Dr. Tobias Zimmermann, Leiter Insights und Kreation bei der Stepstone Group
Moderatorin:
- Dyria Sigrid Alloussi, Programmdirektorin bei United Europe
Schlüsselqualifikationen für Europas Wettbewerbsfähigkeit:
Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Europa Problemlösungsfähigkeiten, Zusammenarbeit und Teamarbeit fördern. Unternehmen sollten ihre Strategien an spezifische Bedürfnisse anpassen, da es keine allgemeingültige Lösung für die Krise gibt. Ein Wandel hin zu flacheren Hierarchien und einer stärkeren Betonung von proaktiven Problemlösungen ist unerlässlich. Der Begriff “War on Talent” wurde erstmals im Silicon Valley geprägt und unterstreicht die Notwendigkeit, in qualitativ hochwertige Talente zu investieren.
Europas Position:
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass Europa eine solide Basis hat, um Fachkräfte anzuziehen, wobei Deutschland zu den Top-5-Ländern weltweit zählt. Allerdings verfolgen Staaten wie Kanada, die USA und Australien eine proaktivere Strategie, wodurch Europa im globalen Wettbewerb um Talente eher als reaktiv wahrgenommen wird.
Bewältigung der Fachkräftelücke:
Es bedarf einer überzeugenden europäischen Vision, um Fachkräfte für die europäische Wirtschaft zu gewinnen. Zwar ist die Zuwanderung ein wichtiges Instrument, sie allein wird das Problem jedoch nicht lösen. Das Panel betonte wie wichtig es ist, die vorhandene europäische Arbeitskraft besser zu mobilisieren, die Produktivität durch KI zu steigern und Flexibilität sowie Anpassungsfähigkeit am Arbeitsmarkt zu fördern.
Innovationsherausforderungen:
Innovation gedeiht durch vielfältige Führung und Zugang zu Kapital, jedoch behindert das europäische regulatorische Umfeld häufig den Fortschritt. Während die USA eine offenere Umgebung für technologiegetriebene Innovationen bieten, stehen europäische Start-ups aufgrund von Regulierungsauflagen und einer risikoaversen Haltung auf den Risikokapitalmärkten oft vor Herausforderungen. Die Harmonisierung von Innovation und notwendiger Regulierung ist entscheidend, um Sicherheit und Raum für technologischen Fortschritt in Europa zu schaffen.
Regulierung versus Unternehmensbedürfnisse:
Für geschäftliche Innovationen sollten Regierungen ein ausgewogenes regulatorisches Umfeld schaffen, das Risiken minimiert, ohne übermäßig einzugreifen. Das Panel stellte fest, dass starke Regulierungen in Europa Hürden für Start-ups darstellen. Frankreich und die baltischen Staaten machen jedoch Fortschritte, indem sie innerhalb des europäischen Rechtsrahmens ein unternehmensfreundlicheres Umfeld schaffen – ein Vorbild, dem andere europäische Länder folgen könnten.
Willkommenskultur und Integration:
Eine offene Kultur ist entscheidend für die Integration qualifizierter Migranten. In Deutschland jedoch gibt es langwierige Anerkennungsverfahren und es mangelt an ausreichenden Betreuungs- und Familienstrukturen. Multinationale Unternehmen gehen mit ihren Einstiegsprogrammen mit gutem Beispiel vor, dem auch kleine und mittlere Unternehmen folgen könnten.
Kompetenzbasierte Einstellungvon Arbeitskräften vs Zeugnisse:
Weltweit zeichnet sich ein Trend zur kompetenzbasierten Einstellung neuer Mitarbeiter ab, während der deutsche Arbeitsmarkt weiterhin stark auf Qualifikationen und Zeugnisse setzt. Das Panel konstatierte, dass dies zwar schwer zu ändern ist, aber kompetenzbasiertes Recruiting zunehmend an Bedeutung gewinnt, insbesondere durch die Unterstützung von KI und durch spezialisierte Personalvermittlungsagenturen.
Ein europäisches Narrativ schaffen
Das Konzept eines einheitlichen europäischen Narrativs, ähnlich dem „American Dream“, wurde eher als ein Ideal denn als eine unmittelbar bevorstehende Realität diskutiert. Während einige Führungspersönlichkeiten für einen erneuerten europäischen Zeitgeist plädierten, mangelt es dieser Forderung an breiter Unterstützung.
Wir danken dem BDA, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter und seinem Team für das erfolgreiche Seminar, die Unterstützung und Zusammenarbeit.