Generationen von Europäern haben lange und hart an der Einigung unseres Kontinents gearbeitet. Was sie über die Jahrzehnte erreicht haben, das dürfen wir heute nicht verspielen.
Wir müssen den Bürgern Europas begreiflich machen, dass wir die Europäische Union brauchen. Einzeln werden wir zwischen den künftigen großen Mächten – China, Indien, Russland, USA – zerrieben. Und auch unser Wohlstand hängt von offenen Grenzen und unserem gemeinsamen Binnenmarkt ab. Wir sind ein Kontinent mit wenig Rohstoffen, wir brauchen Handel. Blockaden schaden uns allen.
Ich habe keinen Zweifel, dass der Euro gut für uns ist, gerade auch für Deutschland. Unsere Unternehmen profitieren von seinem wachsenden internationalen Gewicht: 30 bis 40 Prozent unserer Währung zirkuliert außerhalb der Eurozone. Das ist eine gute Basis, um überall auf der Welt in Euro bezahlen zu können.
Vor allem aber gilt: Wenn Europa den Euro verliert, verlieren wir auch den Willen zur Einigung. Der Euro ist die Garantie dafür, dass wir Europäer immer enger zusammenarbeiten. Denn um den Euro zu halten, sind weitere Schritte der Integration nötig.
Wir brauchen eine Union, in deren Rahmen die reicheren Euro-Länder die ärmeren unterstützen. Im Norden ein Europa der Millionäre, im Süden die Armut, das kann auf Dauer nicht gut gehen. Auch wenn das in Deutschland viele nicht hören wollen: wir brauchen eine Fiskalpolitik für ganz Europa, und die muss auch durchgesetzt werden. Wir müssen die Kommission stärken und ihr mehr Kompetenzen übertragen. Als europäische Regierung sollte sie auch anfassbarer werden.
Zugleich haben wir die Aufgabe zuzusehen, dass die Staatswesen überall in Europa auf einem solchen Niveau sind, dass wir gut miteinander leben können. Wir müssen die Korruption effektiver bekämpfen. Das ist genauso wichtig wie ordentliche Finanzinstrumente.
Gefahren für Europa gibt es genug. Doch wäre es eine Schande, wenn sich die Gegner durchsetzen würden. Wir wollen ein Europa ohne Grenzen haben. Ich jedenfalls glaube fest an unsere gemeinsame Zukunft.
Dr. Walter Schlebusch ist der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung von Giesecke & Devrient.